Zeichnet der Geburtsort, die Herkunft, die Ausbildung den Weg einer Künstlerin, eines Künstlers vor? Mag sein. Bei Silvia Eger jedenfalls spielten diese Faktoren keine besondere Rolle, um letztlich bei der Frage nach ihrem Beruf sagen zu können „Ich bin Malerin“. Gewiss: Ihr Vater war ein kreativer Kopf, aber kann man daraus eine genetische Konditionierung der Tochter ableiten? In Kindergarten und Schule jedenfalls fiel Silvia nicht durch künstlerische Umtriebe auf. Beruflich landete sie erst im Hotelfach, später in der Modebranche und war dann eine erfolgreiche PR-Beraterin. Allerdings hatte sie schon immer ein besonderes Händchen, um Veranstaltungen einen eigenen Charakter zu verleihen und Wohnräume so zu gestalten, dass sich auch Besucher darin wohl fühlen. Da war es also, das Talent, das Silvia Eger schließlich zur Malerei hin führte: die Intuition.

Verschiedene Künstler zeigten ihr die Wege und Fertigkeiten, mit Farben und Materialien umzugehen. Sehr bald allerdings lehnte sie sich nicht mehr an Vorbilder an, sondern folgte dem Grundsatz: „Neue Wege lernt man erst beim Gehen kennen“. Und ihr neuer Weg war die abstrakte, intuitive Malerei. Dabei sollte das, was sie selbst zur Gestaltung des Bildes bewegte, nicht die Vorstellung der Betrachterin, des Betrachters, beeinflussen. Jeder soll sich beim Sehen, ja auch beim Fühlen ihrer Bilder sein eigenes Bild machen. Silvia Egers Werke sind Bildkompositionen und Collagen aus Farben und Naturmaterialien, haben eine optische und oftmals auch eine haptische Dimension. Es sind Bilder, mit denen und in denen man lebt, in Wohn- und Arbeitsräumen oder wo immer man sich damit umgibt. Wenn sie den Ort, an dem sie sich befinden, zu einem besonderen Ort machen, dann hat das die Künstlerin intuitiv und doch bewusst so gewollt.

 

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